Eine Blutuntersuchung kann eine sehr hilfreiche und wichtige Komponente sein, um einen Einblick ins „Innere“ des Pferdes zu bekommen. Unerlässlich für die korrekte Befundung und Beurteilung von hämatologischen Werten sind neben einer umfassenden Anamnese auch Rasse, Alter, Geschlecht, Haltung, Fütterung sowie die klinische Erscheinung mit allen Symptomen. Ein einzelner abweichender Wert lässt keine Aussage über eine Erkrankung bzw. den Gesundheitszustand eines Pferdes zu.
Blut macht beim Pferd etwa 7% des Körpergewichtes aus. Somit hat ein Warmblut etwa 40 bis 50 Liter Blut im Kreislauf.
Blut transportiert alle lebensnotwendigen Substanzen zu den Organen und sorgt für den Abtransport von Abbauprodukten. In den Aufgabenbereich des Blutes gehören auch die spezifische (Antikörperbildung durch Lymphozyten und Plasmazellen) und unspezifische (Phagozytose durch Granulozyten und Makrophagen) Abwehr.
Es besteht aus einer flüssigen Komponente, dem Blutplasma, und den festen Bestandteilen, den Zellen. Diese Zellen werden drei Gruppen untergeordnet.
1. Rote Blutkörperchen = Erythrozyten
2. Weiße Blutkörperchen = Leukozyten
3. Blutplättchen = Thrombozyten
Im Folgenden werden die möglichen Erkrankungen bei zu hohen (↑) oder zu niedrigen (↓) Werten genannt.
1. Erythrozyten sind rote Blutzellen, die den Blutfarbstoff Hämoglobin enthalten und für den Sauerstofftransport im Körper sorgen.
↑ Blut ist dickflüssiger, fließt schlechter, Sauerstoffmangel, begleitend zu allgemeinen Erkrankungen, Tumoren, Herzerkrankungen
↓ bei inneren oder äußeren Blutverlusten, Anämie, chronischen Darmerkrankungen
2. Leukozyten gehören zum Immunsystem. Zu dieser Gruppe zählen Lymphozyten, neutrophile, basophile und eosinophile Granulozyten sowie Monozyten. Sie geben Hinweise auf Infektionserkrankungen
↑ Entzündungen, bakterielle Infektionen, Allergien
↓ Virusinfektionen, Vergiftungen
2.1 Lymphozyten sind Teil des Immunsystems und werden auch als „trainierte Killerzellen“ bezeichnet. Sie bilden Antikörper
↑ Physiologisch bei Jungtieren, virale und bakterielle Infekte, Ekzem, Ödeme, Autoimmunerkrankung, erhöhte Schilddrüsenaktivität
↓ Stress, Cortisontherapie, Milzerkrankung
2.2 Neutrophile sind an der Phagozytose (= Aufnahme und Unschädlichmachung) von Krankheitserregern beteiligt
↑ Infektionen mit Viren, Bakterien, Pilzen, Parasiten, Verletzung, Verbrennung, Aufregung, Geburt
↓ Virusinfektionen, Tumore, Mange an Folsäure oder Vitamin B12, Schock, Sepsis
2.3 Basophile beteiligen sich bei allergischen Reaktionen des Körpers mit der Aufgabe der Phagozytose
↑ selten
↓ Stress (Cortisol), fütterungsbedingter Überschuss an Kohlenhydraten
2.4 Eosinophile sind von Bedeutung bei allergischen Reaktionen, Asthma und Infektionen mit Parasiten.
↑ möglicher Parasitenbefall (Endo & Ekto), Allergien (RAO), Sommerekzem, Autoimmunerkrankung, abklingender Infekt
↓ Stress, Cortison, Cushing, Beginn eines Infekts
2.5 Monozyten sind Makrophagen, sogenannte „Fresszellen“, die Bakterien und Viren abtöten
↑ Entzündungen, Infektionen
↓ äußerst selten, bei gesamtheitlicher Blutbildungsstörung
3. Thrombozyten sind Teil des Blutgerinnungssystems
↑ verstärkte Blutungsneigung, Infektionen
↓ begleitend bei vielen Erkrankungen
Ein großes Blutbild des Pferdes beinhaltet neben dem kleinen Blutbild auch das Differentialblutbild. Dieses liefert Informationen über die Leber und Niere, sowie über Muskel- und Entzündungsparameter. Ergänzend gibt es Auskunft über Mineralien und Spurenelemente. Auch Vitamine und Hormone können bestimmt werden.
Auf Basis der ermittelten Blutwerte und unter Anbetracht des jeweiligen Individuums - inkl. aller begleitenden Lebensumstände und klinischen Erscheinungen - beurteilt der Tierarzt den Gesundheitsstatus des Pferdes und erstellt bei Bedarf einen Therapieplan. Um frühzeitig auf abweichende Befunde reagieren zu können, ist ein routinemäßiges Screening Check Up (1x jährlich) äußerst empfehlenswert. Bei Interesse für einen Check Up oder eine weitergehende Beratung können wir gerne einen Termin verinbaren. Rufen Sie mich einfach an.
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