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#22 - Zahnspitzen - Ein häufiger Befund in der Pferdezahnheilkunde

"Einem geschenkten Gaul schaut man nicht ins Maul." Dieses alte Sprichwort sollte besser heißen:

 

"Einem geliebten Gaul schaut man regelmäßig ins Maul"

 

Viele Befunde in der Maulhöhle und an den Zähnen der Pferde lassen sich von außen schwer bis gar nicht erkennen. Wachstum und Abnutzung der Zähne sind von den Lebensbedingungen der Pferde beeinflusst. Die Art der Fütterung und Haltung, auch der sportliche Einsatz mit all den vielfältigen Reitweisen und den unterschiedlichsten Zäumungen, wirken auf die Zahngesundheit der Pferde.


Wie entstehen Zahnspitzen?

 

Ein Pferd bewegt beim physiologischen Kauvorgang den Unterkiefer gegen den Oberkiefer. Da der Unterkiefer schmaler ist als der Oberkiefer, reibt das Pferd das Futter nur auf einer Seite der Backenzähne. Es kaut also entweder links oder rechts, aber nicht gleichzeitig auf beiden Seiten. Damit die Zähne gleichmäßig abgenutzt werden, muss das Pferd die Seiten immer wieder abwechseln. Durch unphysiologische Kaubewegungen kommt es zu fehlerhaften Abnutzungen. Bringt ein Pferd bei den Kaubewegungen nicht die gesamten Backenzahnreihen in Reibung bleiben spitze Kanten seitlich am Backenzahn stehen. Diese Zahnkanten nennt man auch Zahnspitzen. An den Oberkieferbackenzähnen bilden sich Zahnspitzen auf der zur Backe zugewandten Seite (=bukkal) und an den Unterkieferbackenzähnen auf der zur Zunge nahe liegenden Innenseite (=lingual).  Die Zahnspitzen können zu einem Teil sehr prominent werden und somit die weitere physiologische Mahlbewegung immer mehr einschränken. Beim anderen Teil der Patienten finden sich nur kleine Kanten, die wiederum äußerst spitz und scharfkantig sein können. Diese verursachen nicht selten Läsionen und Verletzungen an den Maulhöhlenschleimhäuten oder an der Zunge.

 


Wie führe ich eine Routine-Zahnbehandlung durch?

 

Als erstes erfrage ich im Zuge der Anamnese das Alter des Pferdes, den Gesundheitszustand, das Befinden und das Verhalten des Pferdes. Ich erkundige mich, ob Auffälligkeiten oder Probleme hinsichtlich Futteraufnahme und Rittigkeit vorliegen. Nach der Erhebung des Vorberichtes, der von grundlegender Bedeutung ist, um später erhobene Befunde in einen Gesamtzusammenhang  zu bringen, folgen die allgemeine Untersuchung des Pferdes, die spezielle Untersuchung des Kopfes von außen sowie die visuelle und palpatorische Untersuchung der Maulhöhle.

 

Wenn es keine gesundheitlichen Gründe gibt oder Unverträglichkeiten von Sedativa vorliegen, wird das Pferd mit Medikamenten ruhig gestellt.

 

Die Befunde sowie Art und Umfang der Behandlung werden besprochen. Anschließend werden die Zähne so bearbeitet damit nach der Korrektur möglichst viele Zähne funktionell in Okklusion (=Kontakt) gebracht wurden.


 


Wie können Sie sich und das Pferd zur Zahnbehandlung vorbereiten?

 

  • Für die Behandlung sollte ein geeigneter Platz mit ebenem, rutschfestem Boden, möglichst in der Nähe von Strom- und Wasseranschluss bereitstehen. Am besten eignet sich hierzu eine Pferdebox, die etwas abseits der Hauptverkehrswege im Stall liegt.
  • Die Pferde dürfen vorher Heu fressen. Kraftfutter und Leckerlis bitte für mindestens zwei Stunden vorher nicht mehr geben, denn das Gebiss lässt sich sonst nur unzureichend untersuchen.
  • Die Pferde unmittelbar vor der Zahnbehandlung keinem intensiven Training aussetzen.
  • Nach der Behandlung darf das Pferd zwei Stunden nicht fressen, da es sonst zur Schlundverstopfung kommen kann. Dazu wird es am besten in eine futterleere Box gebracht. Bitte halten Sie auch eine Abschwitzdecke bereit.
  • Jeder Besitzer oder sein Vertreter sollte mindestens 10 Minuten vor seinem Termin vor Ort sein.
  • Bitte denken Sie daran, den letzten Zahnpass sowie den Equidenpass Ihres Pferdes mitzubringen.

 

 

 


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